Gewitterwarnungen für Ostbayern bestimmten den Wetterbericht vom Montag. Das machte die Streckenauswahl für die Segelflug-DM nicht ganz einfach. Sportleiter Heiko Hertrich entschied sich für variable Aufgaben Richtung Westen mit kurzer Wertungszeit, um die Piloten vor den angekündigten Gewittern wieder zu Hause zu haben. Holger Karow, Weltmeister von 1999 und 2003, brachte den Tagessieg der Offenen Klasse mit nach Hause. Das bringt ihn wieder in die Nähe der Nationalmannschaftsränge.
Meisterschafts-Meteorologe Bernd Fischer hatte den Gewitterwarnungen seiner Kollegen zumindest für den Bereich des Flugplatzes keinen rechten Glauben geschenkt. Dennoch benannte er sehr deutlich das Risiko, dass die Piloten in ein Gewitter hinein den Zielkreis überfliegen müssen, wenn die Modellrechnungen der großen Wetterdienste so eintreffen. Klar war somit, dass die Strecken nach Westen gelegt werden mussten, weg von den Mittelgebirgen, für die gewarnt wurde. Klar war auch, dass variable Aufgaben bei solchen Wetterlagen das Mittel der Wahl sind.
Für die Situation am Zielkreis entwickelte Sportleiter Heiko Hertrich schließlich gemeinsam mit Fischer drei Szenarien: Eines wonach die Flugzeuge zwischen 16 und 17 Uhr vor den Gewittern wieder da sein würden, eines mit einer um eine halbe Stunde verkürzten Wertungszeit, um die Flieger bei einer früheren Wetterentwicklung entsprechend eher wieder daheim zu haben und eines mit einem auf 20 statt 6 km vergrößerten Zielkreis, der voll wertbare Landungen in Kulmbach oder Lichtenfels ermöglicht hätte. Bis zum Öffnen der Abfluglinien ließ sich das Gespann diese Flexibilität offen. Während Hertrich die Starts überwachte, saß Fischer im Hintergrund mit auf dem Turm und behielt die aktuellsten Satellitenbilder im Auge.
Doch sie blieben gelassen: Wie von Fischer eigentlich auch erwartet, gab es zwar vereinzelte Schauer in Ostbayern, aber für richtige Gewitter waren zumindest im Großraum Bayreuth keine konkreten Anzeichen erkennbar. Somit blieb es bei der A-Variante der Aufgaben.
Für die 18-m-Klasse als zuerst Startende bedeutete dies eine dreistündige Aufgabe mit theoretisch 239 bis 428 km Länge über Hofheim in Unterfranken, Schmalkalden am Thüringer Wald und Volkach am Main, um die herum jeweils ein Kreis mit 20 km Radius zu berühren war. Gewertet werden bei diesen Aufgaben geflogene Strecke und Geschwindigkeit.
Stefan Langer von der SFG Donauwörth-Monheim, bisher dritter der Gesamtwertung, gelang dies mit 131,82 km/h und 410,30 km am besten. Seine erreichte Streckenlänge ist nur 18 km kürzer als die theoretisch in dieser Aufgabe mögliche Maximalstrecke und trotzdem schaffte er als einer von nur drei Piloten einen Schnitt von über 130 km/h. Das zeigt, wie gut die Verhältnisse trotz der Gewitterwarnungen waren. Auf den Plätzen folgen Mario Kießling (FG Wolf Hirth) und Christian Mäx (LSC Burg Feuerstein), letzterer sogar mit einer noch größeren Streckenlänge (415,81 km). Der Gesamtführende Simon Schröder (SFV Bad Wörishofen) wurde nur Sechster, kann aber seinen ersten Gesamtplatz locker verteidigen, zumal sein direkter Verfolger Matthias Sturm (LSV Schwarzwald) nur auf Tagesplatz 23 kam.
Als zweites gingen die Doppelsitzer an den Start. Ihnen gestand der Sportleiter eine Wertungszeit von 2,5 Stunden für eine 207 bis 363 km lange Aufgabe mit den Wendepunkten Hofheim (Unterfranken), Ostheim vor der Rhön und Gerolzhofen (zwischen Kitzingen und Schweinfurt) zu. Martin Theisinger (DJK Landau) holte sich mit 337,42 km und 130,07 km/h seinen zweiten Tagessieg. Sein Neffe Laurenz war nur 0,07 km/h langsamer, flog dafür 540 m weiter, wurde mit einem Punkt weniger Tageszweiter und kann die Führung in der Gesamtwertung somit verteidigen. Auch hier zeigte sich, dass die Piloten die Kreise um die Wendepunkte fast maximal ausgeflogen haben.
Die Offene Klasse ging zuletzt in die Luft, dafür brauchte sie durch die vielen eigenstartfähigen Flugzeuge nur 12 Minuten für den gesamten Startlauf. Auch hier hatte Hertrich einen Sprung von einer halben Stunde für die maximale Wertungszeit vorgesehen, was sich als zu viel erwies. Zwei Stunden hatten die Piloten somit Zeit für eine 166 bis 279 km lange Aufgabe um Maroldsweisach und Volkach, mit ebenfalls jeweils 20 km großen Wendekreisen.
Die beiden Gesamtführenden Michael Sommer (LSV Regensburg) und Felipe Levin (LSV Homberg / Ohm) kamen der theoretischen Maximalstrecke mit 275,55 und 275,60 km schon sehr nahe. Mit 131,12 und 131,16 km/h waren sie aber etwas langsamer als die beiden besten und kamen somit nur auf die Tagesplätze 4 und 3 mit einem Punkt Unterschied.
Es war vor allem der Tag des Holger Karow (FG Wolf Hirth & LSV Landshut). 1999 in Bayreuth zum ersten Mal Weltmeister geworden, vor der DM aus der 18-Meter in die Offene Klasse zurück gekehrt, aber nach einem Patzer am zweiten Tag in der Gesamtwertung deutlich zurück geworfen, kam er am Montag auf 136,20 km/h bei 272,39 km Streckenlänge - Tagessieg. Das bedeutet für ihn ein Aufrücken von Platz acht auf Rang sechs der Gesamtwertung. Führend bleibt weiterhin Michael Sommer vor Felipe Levin.
Uwe Förster von der LSG Bayreuth bleibt trotz eines zehnten Tagesplatzes (123,20 km/h / 275,42 km) fünfter der Gesamtwertung mit 49 Punkten Vorsprung auf Karow.
Sportleiter Heiko Hertrich kam noch einmal ins Schwitzen, als die ersten Flugdateien im Wertungssystem aufleuchteten: Das Regelwerk für die variablen Aufgaben kennt bestimmte Mindestanforderungen an die tatsächlich geflogenen Strecken. Die Offene Klasse war so schnell, dass es zeitweise so aussah, als würden diese Minima unterschritten. Die Wertung der Offenen Klasse hätte dann neutralisiert, also aus der Wertung genommen werden müssen - in Umkehrung aller sonstigen Prinzipien weil die Piloten zu gut waren. Nach Vorliegen aller Flüge war klar: Rund eine halbe Minute lagen die Flüge am Ende über dem Mindestwert, die Wertung hatte also Bestand.
Nach acht anstrengenden Wertungstagen hat Sportleiter Heiko Hertrich die Wetterprognosen für Dienstag zum Anlass genommen, einen Ruhetag einzuschieben. Die Wertung für Dienstag wurde bereits beim Montags-Briefing neutralisiert, was die Piloten einvernehmlich mit Applaus quittiert haben.
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