Der mittlerweile neunte Wertungstag der Deutschen Segelflug-Meisterschaften hat die Wertung in Teilen aufgeräumt, da durch die Wetterentwicklung viele den Hilfsmotor benötigt haben. Der Weltmeister von Bayreuth 1999, Holger Karow, setzt unterdessen seine Aufholjagd fort und gewinnt den Tag in der Offenen Klasse. Doch an das Weltmeister-Duo aus Michael Sommer und Felipe Levin kommt er nicht heran: Die Gesamtführung aller drei Klassen-Wertungen bleibt unverändert.
Der Mittwoch hielt ein sehr spannendes Wetter für die Piloten parat: Morgens war der Himmel bedeckt und angesichts der Gewitterwarnungen hätte mancher am Flugplatz nicht mehr viel auf das Stattfinden von Wertungsflügen gewettet. Dann klarte es sich auf und entwickelte sich zu einem Himmelsbild, wie es sich Segelflieger nur wünschen können. Einzig die Wolkenuntergrenze war anfangs noch niedrig. Bis 12:45 Uhr hat Sportleiter Heiko Hertrich den Start verzögert, um auf eine ausreichende Arbeitshöhe zu kommen. Bei 1.300 m Wolkenbasis über dem Flugplatz ging es dann los. Kurz nach der Startphase erreichte jedoch der erste Schauer den Flugplatz und gegen Abend standen immer noch die Gewitterwarnungen im Raum. Die Piloten mussten also rechtzeitig zurück sein. Tatsächlich waren zur Anflugphase verschiedene Schauer östlich und südlich des Flugplatzes unterwegs, aber vor allem war die Thermik in der Anflugrichtung weitgehend zum Erliegen gekommen. Das hat vielen Piloten Probleme im Anflug bereitet. Zwar haben erstaunlich viele den Zielkreis (6 km rund um den Flugplatz) ohne Motorhilfe erreicht, einige aber so tief, dass sie ihre Geschwindigkeitspunkte vollständig verloren haben. Auch für die letzten 6 km zum Flugplatz (außerhalb der Wertung) haben nicht wenige ihren Motor zur Hilfe genommen.
Insgesamt sieben Aufgabenvarianten für jede Klasse hatte Sportleiter Heiko Hertrich zwischenzeitlich vorbereitet, doch letztlich zeigte sich die Wetterentwicklung zum Startzeitpunkt gut genug für die A-Aufgaben, allesamt klassische Rennaufgaben Richtung Westen.
Für die Offene Klasse war dies eine 299,13 km lange Strecke mit den Wendepunkten Grünsfeld (bei Lauda an der Ostgrenze Baden-Württembergs) und Hofheim in Unterfranken. Nur acht der 20 gestarteten Flieger konnten die Aufgabe vollständig bewältigen, fünf weitere haben den Zielkreis im Segelflug erreicht, bekamen wegen deutlicher Unterschreitung der Mindesthöhe aber keine Geschwindigkeitspunkte mehr. Sieben mussten schon unterwegs ihren Motor zur Hilfe nehmen, Punkte gibt es entsprechend nur für die Strecke bis zum Punkt des Anlassens.
Zu denjenigen, welche die Strecke regulär geschafft haben, gehörten alle großen Namen. Der amtierende Weltmeister Felipe Levin (LSV Homberg / Ohm) und Fünffach-Weltmeister Michael Sommer (LSV Regensburg) flogen wie an den Tagen zuvor im Team und ließen für 15 Sekunden Unterschied wiederum nur Platz für einen Punkt Differenz. Mit 107,94 und 107,77 km/h wurden sie Tageszweiter (Sommer) und Dritter (Levin).
Schneller war Holger Karow (FG Wolf Hirth & LSV Landshut), Weltmeister von 1999 und 2003. Nachdem er am zweiten Tag sehr viele Punkte verloren hatte, ist es mittlerweile sein dritter Tagessieg, der zweite in Folge. In der Gesamtwertung hat er sich wieder bis auf Rang 6 vorgekämpft (zwischenzeitlich 19.), daran hat der Tagessieg vom Mittwoch allerdings erstmal nichts mehr geändert. Vor ihm liegt Uwe Förster (LSG Bayreuth), der am Mittwoch siebter wurde und damit seinen fünften Gesamtrang weiterhin gegen Karow verteidigen konnte. Allerdings ist der Abstand mit einem Schlag um 118 Punkte kleiner geworden und beträgt noch 31 Punkte. An der Spitze steht unverändert Sommer (7.845 Punkte) vor Levin (7.797 Punkte).
Für die 18-m-Klasse ging es über 229,02 km mit den Wenden Eibelstadt im Süden von Würzburg und Eltmann an der Autobahn 70. Der Gesamtführende Simon Schröder (SFV Bad Wörishofen), amtierender Weltmeister der Standardklasse, ließ es etwas konservativer angehen und kam mit 110,32 km/h nur auf Tagesrang 11, womit er aber nur 55 Punkte gegenüber Tagessieger Christian Mäx bzw. 28 gegenüber seinem Verfolger Matthias Sturm (LSV Schwarzwald) einbüßte. Christian Mäx konnte mit 115,07 km/h den dritten Tagessieg für den LSC Burg Feuerstein nach einem sehr spannenden Rennen verbuchen.
Die 18-Meter-Klasse stand beim Start hinten, hatte also am wenigsten Zeit vor dem schlechten Wetter. Dennoch sind 28 der 38 gestarteten Piloten mit Geschwindigkeitswertung rumgekommen, dazu vier Piloten, die den Zielkreis zu niedrig durchflogen haben.
Für die Doppelsitzerklasse ging es auf 291,63 km über Werbach im Taubertal und Unterspiesheim bei Schweinfurt. Sie waren am Mittwoch dran, als erste zu starten und hatten somit die meiste Zeit für ihre Aufgabe. Während Tagessieger Lukas Esser (FSV Sindelfingen, 115,28 km/h) auch der mit Abstand erste Flieger zurück am Flugplatz war, haben sich viele andere offenbar mehr Zeit mit dem Abflug gelassen und kamen dafür am Ende des Tages in Bedrängnis. Mit 13 von 28 war der Anteil der Piloten mit Geschwindigkeitswertung ähnlich niedrig wie in der Offenen Klasse. Acht weitere haben den Zielkreis zu niedrig durchflogen.
Esser war fast 3 km/h bzw. rund vier Minuten schneller als der Zweitplatzierte David Niedzielski (LfV Greven) - ein Abstand, der bei dieser DM durch die verbreitete Team- und Pulkfliegerei bislang selten beobachtet wurde. Der Gesamtführende Laurenz Theisinger (DJK Landau) kam auf Tagesplatz 5, sein Onkel Martin (ebenfalls DJK Landau) auf den dritten Tagesplatz, so dass die Familie Theisinger die Gesamtführung verteidigen konnte. Laurenz führt mit nun 44 Punkten Vorsprung vor Martin Theisinger.
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